Häufige Fragen
- Was sind Spurenstoffe?
- Warum fördert die EU Investitionen in den Partnerländern und welchen Vorteil hat Europa von dieser Unterstützung?
- Welche Wechselwirkung gibt es zwischen EU-Gesetzgebung und den Regionen?
- Was wird in noPILLS untersucht, das für Kläranlagen künftig gefordert werden könnte?
- Wieviel ist denn überhaupt zu der Anzahl oder Menge an Medikamentenresten im Abwasser schon bekannt?
- Wenn Rückstände aus dem Abwasser gereinigt sind, was passiert mit dem Klärschlamm und auch mit weggeworfenen Medikamenten?
Spurenstoffe werden auch als Mikroverunreinigungen oder Mikroschadstoffe bezeichnet. Es handelt sich dabei um von Menschen künstlich hergestellte chemische Verbindungen, die in geringsten Mengen (Nanogramm = 1 Milliardstel Gramm) in den Gewässern und teilweise auch im Trinkwasser nachgewiesen werden können (Arzneimittel und -reststoffe, Körperpflegemittel, Haushalts- und Industriechemikalien). Welche Stoffe momentan im Fokus der Diskussion stehen, wie sie in der Umwelt wirken und welche Konzentrationen im Zulauf und Ablauf unserer Kläranlagen gefunden werden sind spannende Fragen, auf die die noPILLS Partner Antworten suchen.
Warum fördert die EU Investitionen in den Partnerländern und welchen Vorteil hat Europa von dieser Unterstützung?
Alle Partner arbeiten im Rahmen derselben EU-Gesetze und jeder im Bereich der Wasserqualität. Insofern ist es hinsichtlich der Gewässernetze geboten, nicht nur isoliert und national an Qualitätsverbesserungen zu arbeiten. Vorausgehende Erfahrungen des PILLS Projektes haben gezeigt, dass der Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen zu einer solideren Datenbasis, zu regionalen Verbesserungen und in Wissenschaft und Öffentlichkeit zu einer höheren Glaubwürdigkeit führen.
Im vorangegangenen Projekt hat die EU über Interreg IV B bereits die Untersuchungen bei PILLS und an Punktquellen gefördert. Insofern ist die neue Schwerpunktsetzung - von der Punktquelle zum Teileinzugsgebiet mit Konsumentenverhalten und technischen Verbesserungen - ein vielversprechender Schritt innerhalb der neuen Partnerschaft.
Welche Wechselwirkung gibt es zwischen EU-Gesetzgebung und den Regionen?
Wird der erwähnte Anhang der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verbindlich, müssen Grenzwerte für prioritäre Stoffe bis 2021 eingehalten werden. Die noPILLS Partner gehen davon aus, dass die Zahl prioritärer Stoffe künftiger WRRL-Anhänge noch steigen wird, insofern werden erste Ansätze zur Spurenstoffelimination auch Strategien für weitere Substanzen bestimmen.
Dies kann ggf. enorme technische Investitionen z.B. bei einem Ausbau von Kläranlagen erfordern, wenn keine anderen Ansätze zur Reduzierung gefunden werden. Die Partner sind überzeugt, dass sie zur öffentlichen Diskussion in Europa mit ihren Erkenntnissen beitragen können, inwieweit Vermeidung oder Ersatz bestimmter Stoffe zur Problemlösung beitragen kann.
Letztlich ist es eine Option, durch Aufklärung über Konsumentenverhalten und unsere Ansprüche an Wohlstand und Gesundheit die Folgen für Abwasserbehandlungskosten und Biodiversität transparent zu machen.
Was wird in noPILLS untersucht, das für Kläranlagen künftig gefordert werden könnte?
Beim deutschen Partner Lippeverband wird eine Investition unterstützt, bei der eine sogenannte 4. Reinigungsstufe (nach der biologischen Reinigung) mit Aktivkohle auf einer kommunalen Kläranlage gebaut wird in der 50.000 Einwohner zählenden Stadt Dülmen. Es handelt sich dabei um keine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme, sondern eine vollständig freiwillige Initiative des Lippeverbandes (LV), einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Der LV betreibt über 50 Kläranlagen, wobei 2 Anlagen bereits (ebenfalls freiwillig) mit weitergehenden Reinigungstechnologien ausgestattet wurden: Membrantechnologie auf der Kläranlage Hünxe und Ozonierung auf der Kläranlage Bad Sassendorf. Diese Anlagen wurden parallel zum PILLS-Projekt erweitert und erforscht, auch mit Blick darauf, ob die an den Krankenhauskläranlagen (= Punktquellen) gewonnenen Erkenntnisse sich mit denen auf zentralisierten Anlagen decken und wie der Kosten-Nutzen-Effekt aussieht.
Aktivkohle wird normalerweise nicht auf Kläranlagen eingesetzt, sondern kommt hauptsächlich bei der Trinkwasseraufbereitung zum Einsatz. Vor allem die niederländischen PILLS-Partner, Waterschap Groot Salland, waren im Rahmen von PILLS überzeugt, dass Aktivkohle eine mögliche Lösung für die betrachteten Spurenstoffe sein könnte (www.youtube.com/watch?v=yDpMGfx8eZw&feature=youtu.be).
Insofern ist nun der Blick auf diese Art von Reinigung gelenkt, um die Effektivität unter Alltagsbedingungen in einer kommunalen Kläranlage zu untersuchen. Da der niederländische Partner in der noPILLS-Partnerschaft nicht mehr vertreten sein konnte, führt der deutsche Partner Lippeverband die Untersuchungen nun weiter.
Die Investition auf der Kläranlage Dülmen ist auch erforderlich, weil Informations- und Bildungsprojekte zum Medikamentenkonsum nur so einem Monitoring unterzogen werden können (Input pharmazeutischer Spurenstoffe 2013 im Vergleich zu 2015 nach den Projekten) und so auch die Antwort gegeben werden kann, ob die niederländischen Erkenntnisse (dass Aktivkohle ggf. die beste Lösung bei Punktquellen ist) sich auch auf kommunale Kläranlagen übertragen lassen.
Wieviel ist denn überhaupt zu der Anzahl oder Menge an Medikamentenresten im Abwasser schon bekannt?
Wie zuvor bereits erwähnt, werden von den rund 3.000 zugelassenen pharmazeutischen Substanzen nur rund 180 analytisch im Abwasser nachgewiesen. Dies bedeutet, es gibt eine große Menge an Stoffen und ggf. Stoffwechselprodukten, die - oft aus technischen Gründen - nicht mit Messinstrumenten ermittelt werden, jedoch in Zukunft eine Rolle spielen könnten. Teilweise war die Problematik bereits ein Thema im www.pills-project.eu
Eine Investition wird in Schottland von der Glasgow Caledonian University umgesetzt: Sie betrifft Untersuchungen von Spurenstoffen im Abwasser.
Die Ergebnisse von Ökotoxizitätstest im PILLS-Projekt zeigten, dass die `nicht nachgewiesenen´ Stoffe definitv zu beachten sind. Darüber hinaus wurden im PILLS Projekt bereits Eliminationstests mit Eisenverbindungen untersucht, die weitergeführt werden und zusätzliche Analysegeräte erfordern.
Insofern wird die Glasgow Caledonian University nun weitere Forschungen mit Hilfe von Interreg-geförderten Analyseanlagen umsetzen, die zeigen, in welche Richtung Untersuchungen künftig laufen müssen. Soweit dieser Partner weitere Stoffe im kommunalen Abwasser nachweisen kann, wird bei den anderen Partnern mit erweiterten Reinigungsverfahren dann ggf. erprobt, ob diese Stoffe eliminiert werden können.
Wenn Rückstände aus dem Abwasser gereinigt sind, was passiert mit dem Klärschlamm und auch mit weggeworfenen Medikamenten?
In der Emscher & Lippe-Region wird der gesamte häusliche Abfall (wie Medikamentenreste, die in den Hausmüll geworfen werden) sowie der gesamte Klärschlamm verbrannt, so dass also Rückstände der Abwasserbehandlung bzw. die Entsorgung keine weiteren Umwelteffekte für Gewässer haben.
Auf der anderen Seite wird z.B. in Schottland Abfall nicht verbrannt, sondern geht auf Deponien; auch 50 % des Klärschlamms geht in die landwirtschaftliche Verwertung - mit entsprechenden Risiken für den Wasserhaushalt (zusätzlich zur Mischwasserkanalisation). Auch in Frankreich geht lokal bis zu 80% des Klärschlamms in die Landwirtschaft. Die potenziellen Medikamentenrückstände sind hier noch nicht umfassend untersucht, es ist aber eine zu berücksichtigende Fragestellung.
Insofern hat aber hier auch die Entsorgung von Medikamentenabfällen über Rücknahmesysteme eine völlig andere Bedeutung und erfordert ökonomisch andere Rahmenbedingungen. Je mehr Rücknahmeverpflichtungen entstehen, desto mehr Infrastruktur hierfür muss geschaffen werden, um nicht genutzte Medikamente sauber zu entsorgen.
Wenn wir also in Europa gleichwertige Lebens- und Umweltbedingungen anstreben, zeigt diese Fächerung der Problemlagen bereits dass wir eine Vielzahl von Lösungsansätzen benötigen!
In der Summe stellen sich die Partnerregionen sehr unterschiedlich und damit sehr repräsentativ für in Europa vorkommende Problemlagen dar. Daher werden die erarbeiteten Lösungen eine hohe Glaubwürdigkeit und Bedeutung für die politischen Debatten haben, um die angestrebten gleichen Lebens- und Umweltbedingungen in Europa zu erzielen.



